Joschua's Leserbrief 9:


Müssen wir erst sterben, um ein neues Leben zu beginnen?


 

In dem vorherigen von mir geschriebenen Leserbrief habe ich als Thema „Das Ende ist immer ein Anfang - Tod ist der Beginn eines neuen Leben“ gewählt. Manchmal möchte man tatsächlich der Meinung sein, dass ein neues Leben erst durch den Tod - durch eine Wiedergeburt - möglich ist.

 

Selbst Jesus hat einmal gesagt: „Es sei denn, dass ihr wiedergeboren werdet aus Wasser und Geist, so könnt ihr nicht das Himmelreich schauen!“ Eine Aussage, die sich nicht gerade wie eine aufmunternde Einsicht bezüglich unseres derzeitigen Lebens anhört. Aber ich bin mir sicher, dass Jesus damit nicht unsere Ableitung aus dem Gesagten gemeint hat und dies auch nicht seinem Bewusstsein entsprach. Ich nehme an, dass sich die Aussage Jesus auf den Ist-Zustand der damaligen Menschen bezog, deren Bewusstsein im Allgemeinen noch nicht weiter war – und auch heute noch nicht viel weiter ist.

 

Wenn wir aber bereit sind, ein neues Bewusstsein anzunehmen, dann müssen wir nicht erst sterben - müssen wir nicht erst wiedergeboren werden – um ein neues himmlisches Leben (= Himmelreich) zu erleben. Dieses neue Bewusstsein, das einer göttlichen Erleuchtung zu unserem wahren Leben entspricht, ist mit einem neuen Leben gleichzusetzen - lässt uns das Leben so leben, wie es als göttliche Schöpfung gedacht war:

 

Leben ist alles, was ist - alles, was ist, ist Gott - Gott ist die Summe aller Seelen – Seelen manifestieren sich in Lebensformen zum Zwecke der Erfahrungen – Menschen sind manifestierte göttliche Seelen in einer wahrgenommenen Realität oder Wirklichkeit – Realität ist eine Lebensvariante (Spielvariante) im ewigen Spiel des Lebens. Über die verschiedenen Varianten des Lebens, so z. B. über die Variante des Menschen, kann das Göttliche (kann die Seele) über den manifestierten Körper und Geist Erfahrungen machen, die nur über diese Form möglich ist. So werden immer neue Varianten von Lebensformen erschaffen, über die wir Seelen immer neue großartigere Erfahrungen machen können. Es ist das ewige Spiel des Lebens – ein „Spiel ohne Grenzen“ und ohne Ende.

 

Um das zu verstehen, schaut man am besten den Kindern beim Spielen zu. Kinder erfahren sich auch dadurch am besten, in dem sie verschiedene Rollen annehmen – so bzw. die Rollen der Eltern. Aber das ist bei weitem nicht alles. Kinder durchlaufen verschiedene Rollen im Verlauf ihrer Kindheit: Sie sind Arzt, Lokomotivführer, Feuerwehrmann, Krankenschwester, Pilot, Astronaut, Wissenschaftler, Künstler und vor allem schlüpfen sie gerne in Rollen der Vergangenheit, wie Indianer, Cowboy, Pirat, Gladiator und Ritter. Es gibt kaum eine Rolle, die unser bisheriges Leben zu bieten hatte und es heute bietet, die nicht als Rolle von den Kindern spielerisch erfahren wird.

 

Und genau so sollte unser ganzes Leben verlaufen, nicht nur in der Kindheit. Es könnte sogar noch um ein Vielfaches großartiger und spannender werden, denn als „Erwachsene“ haben wir den Vorteil, dass uns noch mehr Möglichkeiten des Spielens zur Verfügung stehen als Kindern. Kinder wiederholen oder kopieren in der Regel bekannte Lebensvarianten aus der Welt der Erwachsenen. Wenn wir uns wirklich als dessen erkennen, wer-wir-sind, wissen wir, dass wir alle Schöpfer sind. Wir alle sind Schöpfer unserer bisherigen Lebensvariante – bewusst oder unbewusst – und können mit dem Erkennen, wer-wir-sind, alles Sein, Tun und Haben was immer wir uns vorstellen und erwählen. Wenn also unser Leben wie ein Spiel zu betrachten ist, dann ist es ein „Spiel ohne Grenzen“. Was immer wir also sein oder Spielen wollen, unserer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 

Wir Menschen sollten wissen, „in diesem Leben geht es nicht um Leben und Tod“, deren Eindruck man bei einigen Menschen im Bezug zu ihrem Leben bekommt - sondern es geht immer nur ums Leben. In diesem Leben – in der von uns selbst erschaffenen Lebensvariante, gleich einer Spielvariante – können wir tun was immer uns beliebt, ohne das dahinter ein wirklicher Tod oder ein wirkliches Ende steht. Nur wenn wir das verstehen, können wir uns völlig frei in diesem Leben entfalten und wird das Leben spielerisch. Kinder können ein bestimmtes Spiel auch nicht wirklich spielen, wenn sie sich davor sorgen oder ängstigen.

 

Wenn wir unser Leben wahrhaft leben möchten und es Ausdruck des Göttlichen sein soll, werden wir ab heute unser Leben spielerisch betrachten, leben und erleben. Nur so ist ein Leben möglich, das man lieben kann. Verschwenden wir also nicht mehr unsere Gedanken an Dinge oder mit Dingen, die wir nicht mögen und denen ein bitterer Ernst anhaftet. Wenn wir mit zu viel „Ernst“ an das Leben gehen – dem Leben eine zu wichtige, ernsthafte oder gar zwanghafte Rolle beimessen -, wird es für uns nicht spielerisch sein und werden es nicht lieben. Kinder spielen auch kein Spiel, das sie nicht mögen – und was noch abstrakter wäre, sie lassen sich auch kein Spiel aufzwingen. Leben wir also nur ein Leben, das wir auch wirklich mögen.

 

Die Erwachsenenwelt ist eine von uns erschaffene Welt, die uns vom wahren göttlichen Leben wegführt. „Wenn wir nicht werden wie die Kinder, werden wir nicht das Himmelreich sehen und erleben“ ist ein Satz, wie in ähnlich schon Jesus gesagt hat und ich als Überschrift für ein Kapitel gewählt habe. Nur wenn wir „Erwachsenen“ wieder das Kind in uns Raum geben und damit wieder werden wie die „Kinder“, leben wir wahrhaftig und werden leben wie im Himmel. „Himmlisches Leben“ ist ein völlig freies, schöpferisches und spielerisches Leben. Das werden unsere Kinder uns bestätigen, wenn sie sich völlig frei und losgelöst von der Welt in ein fantasievolles Spiel vertieft haben. Also worauf warten wir noch? - haben wir nicht soeben Lust zum Spielen bekommen? –, zögern wir nicht und lasst uns endlich spielen!.

 

Vielleicht, nach dem wir nun unseren Spieltrieb widerentdeckt haben, stehen wir vor der allumfassenden Frage: „Spielen - ja, aber was?“ Es ist uns sicherlich bewusst geworden, dass wir die gleichen Spiele unserer „Kinder“ nicht mehr spielen möchten, denn die haben wir schon gespielt und haben damit auch schon unsere Erfahrungen machen dürfen. Nein, es geht um völlig neue Spielvarianten - die es gilt zu entdecken – zu denen eben Inspiration, Fantasie und Vorstellung erforderlich sind. Gewinnen wir also wieder Vertrauen zu unseren Gefühlen und damit zu unserer Seele. Das mag anfangs noch sehr schwierig sein, weil wir uns schon sehr lange in der Welt der Erwachsenen zurechtfinden mussten.

 

Die Welt der Erwachsenen, ist eine vom nüchternen Geist regierte Welt, in denen Dinge wie Stärke, Erfolg und Macht zählen. Sie ist weitgehend gefühllos und lieblos. Und abgesehen davon, dass sie wenig Empfindungen für Frieden, Harmonie, Liebe und Zwischen-menschlichkeit hat, bietet sie wenig Platz für Fantasien und Träume. Uns ist sicherlich klar, dass wir als einzelner Mensch nicht die ganze Welt so ohne weiteres ändern können. Aber wir können mit einem neuen Bewusstsein uns in unserer Fantasie eine neue Welt vorstellen und im Kleinen auch für uns erschaffen - so wie Kinder das auch können und auch tun. Wenn wir unser Leben spielerisch erleben möchten, müssen wir auch bereit sein, der nüchternen Welt der Realität größtenteils den Rücken zu kehren. Schaffen wir uns durch Inspiration, Fantasie und Vorstellung eine eigene kleine heile Welt - was der Erschaffung einer eigenen Spielvariante (eines neuen bewussten Lebens) entspricht und setzen darin unsere Fantasien und Träume um. In dem wir das tun, führen wir damit auch automatisch eine Veränderung unserer eigenen Welt herbei ... und beginnen ein neues Leben!

 

Im Bezug zur neu gewählten Lebensvariante wird uns durch unser neues Bewusstsein verständlich werden, dass es dabei nicht um Gewinnen und Verlieren und nicht um Erfolg und Misserfolg geht. Das Spiel des Lebens - das wahrhaft bewusste Leben – bedeutet, dass es kein Gewinnen und kein Verlieren gibt. Und Spielen bedeutet ganz besonders, dass wir damit nicht ein Ziel verfolgen, sondern nur Spielen um des Spielens willen.

 

Spielen wir also, um des Spielens willen. Beschäftigen wir uns, um des Beschäftigens willen. Laufen wir, um des Laufens willen. Malen wir, um des Malens willen. Tun wir also das, was wir tun, weil wir es tun möchten. Und erkennen wir in allem, was wir tun möchten, dass unserer Inspiration, Fantasie und Vorstellung keine Grenzen gesetzt sind. Nur so finden wir zu einem selbst verwirklichten Leben, einem Leben, welches sich ausdrückt in dem Ausleben von Inspiration und Fantasie, im Empfinden des Einsseins mit allem-was-ist und dem Erleben von tiefer Zufriedenheit und Harmonie. So leben wir bewusst und wahrhaftig und unserer Leben wird zu dem, was Ausdruck der göttlichen Schöpfung ist: „Ein Spiel ohne Anfang und Ende – und ein Spiel ohne Grenzen“.