Joschua's Leserbrief 32:


Menschen tun "Gutes", um sich "gut" zu fühlen


 

Ausgangspunkt zu diesem Leserbrief war für mich die Frage „was bewegt uns Menschen dazu „Gutes“ zu tun?“ und die Frage „was ist eigentlich „Gut“?“

 

Selbstverständlich gibt es in unserer Umgangssprache den Begriff „gut“ und dem zufolge gibt es als Gegenstück den Begriff „schlecht“. Bei genauer Betrachtung werden wir aber feststellen, dass sich zu diesen Begriffen keine eindeutigen Erklärungen zuordnen lassen. Auch bei den Begriffen „gut“ und „schlecht“ - wie bei so vielen von uns Menschen geschaffenen Begriffen - ist die Betrachtungsweise und deren Ausgangspunkt oder Ausgangssituation entscheidend etwas in unserem Leben als „gut“ oder „schlecht“ zu bezeichnen.

 

Um dies zu veranschaulichen nur ein kurzes Beispiel: Ist es für uns Menschen gut oder schlecht, wenn es regnet? - gut oder schlecht, wenn die Sonne scheint? Diese Fragen kann man nicht eindeutig mit „gut“ oder „schlecht“ beantworten, weil zu beiden Fragen eine umfassendere Beschreibung der Ausgangssituation fehlt. Im Bezug zu welcher Ausgangssituation ist Regen oder Sonne gut oder schlecht.

 

Verlassen wir aber einmal für einen Moment die genaue Erklärung von gut und schlecht und stellen uns die Eingangsfrage: Was bewegt einen Menschen „Gutes“ zu tun? Die Antwort darauf lautet: weil ein Mensch sich bei einer „guten Handlung“ gut fühlt - und dies in zweideutiger Hinsicht. Er fühlt sich als „guter Mensch“ und hat zudem ein „gutes Gefühl“. Wir Menschen tun also Gutes, um sich gut zu fühlen. Und um gute Gefühle geht es grundsätzlich in diesem Leben. Störend daran ist allenfalls eine allgemeine und oberflächliche Zuordnung der Begriffe „gut“ und „schlecht“. Denn gäbe es tatsächlich soetwas, wie allgemeine „gute Handlungen“ über die wir Menschen uns als „gute Menschen“ erfahren, dann wären dem zufolge die anderen Menschen, die diese Handlungen nicht vollziehen „schlechte Menschen“.

 

Ja, und so einfach wird dies tatsächlich von den meisten Menschen gehandhabt. Und die Begriffe „gut“ und „schlecht“ werden des Weiteren noch von uns Menschen in den Begriffen wie „richtig oder falsch“, „schwarz oder weiß“, „Freund oder Feind“, „klein oder groß“, „schön oder hässlich“, „Erfolg oder Misserfolg“, „arm oder reich“ im Bezug zu unseren Mitmenschen angewendet. Vielleicht erkennen wir jetzt, wie einfach wir Menschen uns gegenseitig beurteilen - zu einfach. Wer so seine Handlungen und sein Leben und die Handlungen und das Leben seiner Mitmenschen beurteilt, denkt und handelt aus einem sehr niedrigen Bewusstsein - was bedauerlicherweise auf die meisten Menschen zutrifft. Ein weiteres Merkmal des genannten niedrigen Bewusstseins ist, das es diesen Menschen nicht bewusst ist. Das hat Jesus wohl mit den Worten gemeint, als er am Kreuz gesagt hat: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tut!“ Es stimmt: Wir Menschen wissen in der Regel nicht was wir tun – tun die meisten Dinge und Handlungen nicht objektiv, weitsichtig, neutral und ganzheitlich im Bezug zu allem Leben, wie Wesen mit einem höheren Bewusstsein dies täten.

 

Da es für mich kein allgemein gültiges „gut und schlecht“ gibt und auch kein allgemein gültiges „richtig und falsch“, kann es von mir auch nicht als falsch beurteilt werden, dass die meisten Menschen „Gutes“ tun, um sich gut zu fühlen - sich also als „guten Menschen“ fühlen. Ich würde mir nur wünschen, dass der Beweggrund ein anderer wäre. Tun wir doch einfach alle Dinge im Leben nur deshalb, weil wir es tun möchten und weil es uns in der Tiefe unserer Seele ein gutes Gefühl vermittelt - und das ohne sich dabei im Bezug zu anderen Menschen zu bringen und uns mit deren Handlungen zu vergleichen. Es ist also nicht entscheidend, wie unsere Handlungen im Allgemeinen von anderen Menschen beurteilt werden.

 

Vielleicht stellt sich uns nun die Frage, wie wir im Bezug dazu auf unsere Mitmenschen reagieren sollten? Ja, das ist eine gute Frage - und die Antwort lautet: Erlauben wir jeder Seele ihre eigenen Erfahrungen. Auch die Erfahrungen im Bezug zu den Begriffen „gut“ und „schlecht“. Es reicht, wenn wir uns selbst Zuflucht sind und uns um uns selbst kümmern. Denn würde sich jeder Mensch selbst zentriert nur um das kümmern, was ihm in der Tiefe seines Seelenbewusstseins gute Gefühle vermittelt - Handlungen begehen, die ihn zufrieden und glücklich machen - dann hätten wir irgendwann nur zufriedene und glückliche Menschen. Haben wir vertrauen in den universellen spirituellen Weg - es wird funktionieren.

 

Zuletzt noch ein Hinweis: Man tut nicht etwas im Leben, um „glücklich zu werden“, sondern man tut etwas als Ausdruck von „glücklich sein“. Und genauso verhält sich das auch mit „gut sein“. Wenn wir Handlungen an unsere Mitmenschen vollziehen, weil wir uns „gut fühlen“ und es einfach möchten - ohne dem Bedürfnis von Gegenleistung und Anerkennung - profitieren immer beide davon. Wenn wir immer so handeln, entsteht automatisch ein Kreislauf über ein wahrhaftes paradiesisches Miteinander, das uns in eine neue Lebensvariante auf diesem Planeten Erde führt.