Joschua's Leserbrief 3:


Weniger ist oft mehr ... oder Sein ist mehr als Haben


 

Ich habe diese Überschrift mit folgendem Inhalt zu diesem Leserbrief gewählt, weil ich an den Zeichen der Zeit erkenne, dass unser Leben in Zukunft an materiellen Dingen uns Menschen weniger bietet als noch vor Jahren - oder erst recht vor Jahrzehnten.

 

Die materielle Entwicklung ging für uns Menschen immer stetig bergauf ... und weiter bergauf ... und scheint nun einen Scheitelpunkt erreicht zu haben, von dem aus es nun wieder bergab geht. Ein Zustand, der, für uns Menschen entsprechend unserer Gewöhnung an das bisherige materielle Leben, weitgehend negative Emotionen auslöst wie: Perspektivlosigkeit, Besorgnis, Ängste, Frustration, Wut, Egoismus und mehr Bereitschaft zu noch mehr Hass und Gewalt.

 

Man möchte im ersten Augenblick dieser Momentaufnahme unser Zeit - in der wir uns alle befinden - denken: Gibt es für uns Menschen einen Ausweg ... einen Weg, der uns dennoch Glück und Zufriedenheit bereitet? Denn mit Glück und Zufriedenheit verschwinden auch all die oben genannten zerstörerischen Emotionen – und die Welt könnte wieder in Ordnung sein. Ja - es gibt diesen Weg!

 

Es ist der Weg weg vom materiellen Bewusstsein des Sein, Tun und Haben wollen, mit dem uns eine „Selbstverwirklichung“ vorgegaukelt wird und wir glauben ein vermeintliches „Selbstbewusstsein“ aufbauen zu können. Selbstverständlich ist Selbstverwirklichung ein Weg zum Selbstbewusstsein – und Selbstbewusstsein ist ein Weg zu vollkommenem Glück. Aber Glück wiederum erfahren wir nur durch Zufriedenheit. Wer vollkommenes Glück erfahren und erleben möchte, muss vollkommen zufrieden sein. Es geht also darum, Zufriedenheit zu erlangen.

 

Da uns Menschen bis heute der Eindruck vermittelt wird, dass Zufriedenheit durch materielles Besitzen erreicht wird – nach dem Motto: „Geld, Gold ein sorgenfreies Leben“ – versuchten wir es also über diesen Weg ... und versuchen es bedauerlicherweise immer noch. Wenn wir nicht gerade eine Erbschaft oder einen Lottogewinn gemacht haben, ist dies ein Weg, der mit viel Mühen in Verbindung unserer täglichen Arbeit verbunden ist - und am Ende uns noch nicht einmal Zufriedenheit garantiert.

 

Wir Menschen in den Industrieländern mühen uns über unsere tägliche Arbeit ab um ein materielles Ziel zu erreichen – und dieses Ziel ist durch die Rezession in der freien Wirtschaft kaum noch erreichbar. Für unser Bemühen zahlen wir einen sehr hohen Preis wie Unzufriedenheit, Zunahme der Aggression, Schlafstörungen, gesundheitliche und seelische Probleme.

 

Es verwundert nicht, dass gerade in Ländern, wo mit einem hohen disziplinierten Einsatz die tägliche Arbeit verrichtet wird – dazu gehören insbesondere Japan aber auch Deutschland – die Sterbensrate durch Arbeit und Selbstmord besonders hoch ist. Immer mehr Menschen fühlen sich unglücklich, sind unzufrieden, leiden an Depressionen und fühlen psychisch krank. Dabei gäbe es für uns einen einfachen Weg aus diesem Dilemma wieder herauszukommen: der Weg zurück zu einem einfachen Leben und des Loslassens. Nicht wollen, sondern zufrieden sein macht glücklich. Zufrieden sein, mit dem, was man ist, was man kann und was man hat.

 

Gerade in der jetzigen Zeit gibt uns das Leben die Möglichkeit über „Sinn und Unsinn des Strebens nach materiellen Dingen“ nachzudenken – und werden letztendlich zu dem Schluss kommen: Weniger ist mehr! Weniger Haben = mehr Sein. Denn Sein ist mehr als Haben. Das, was wir sind, müssen wir nicht werden – und das, was wir besitzen, brauchen wir nicht mehr haben. Wir können nicht etwas werden, was wir nicht sind – und wir können nicht etwas haben, was wir nicht besitzen. Wenn wir etwas nicht sind und etwas nicht besitzen, werden wir immer danach trachten etwas zu sein und etwas zu besitzen, was wir nicht sind bzw. nicht haben. Es bleibt ein ewiges Streben danach. Ein Leben in Unrast mit dem Bestreben nach Sein und Haben.

 

Wenn wir erkennen, dass wir das schon sind, was wir sein wollten und das schon Besitzen, was wir haben wollten, sind wir innerlich zentriert und unser Leben verläuft ruhig und entspannt. Wir sind zufrieden und dankbar, über das, was ist und genießen, was noch zusätzlich kommt - aber wir brauchen es nicht mehr.

 

Ob wir viel oder wenig sind, viel oder wenig besitzen, ist relativ. Es ist einfach eine Betrachtungsweise. In Bezug zu was ist etwas wenig oder viel. Wir alle kennen wahrscheinlich den Spruch: „Mancher ist arm bei seinem Reichtum – und mancher ist reich bei seiner Armut!“ Dieser Spruch besagt schon sehr viel zu diesem Thema. Wenn ein reicher vermögender Mensch mit großen natürlichen Besitztümern mit Sorge auf seinen Besitz schaut, er könnte weniger werden oder gar verloren gehen, und weiter danach trachtet, dieses Vermögen und die Besitztümer zu erweitern, aber auf der anderen Seite nicht abgeben kann – dann erlebt dieser Mensch eine inwendige Armut, die ihn nicht glücklich und zufrieden werden lässt.

 

Grundsätzlich soll hier nicht gesagt werden, dass Reichtum etwas Negatives ist. Wer sich im Inneren einen Reichtum erwerben konnte, wer sich selbst als dessen erkennt der-er-ist und demnach ein bewusstes Leben führt, der genießt alle sich bietenden Möglichkeiten des Lebens, um darin seine Erfahrungen zu machen, aber - und das ist entscheidend – er braucht es nicht. Sicherlich würde das Leben für uns als Asket einfacher sein – aber, es würden uns die vielen wunderbaren Möglichkeiten der Erfahrungen fehlen, die uns das Leben bietet.

 

Wer mehr nach dem Sein trachtet als nach dem Haben, wird häufiger abheben - ein Seinsgefühl (Glücksgefühl) erleben - und damit den „Himmel auf Erden“ wahrnehmen. Wer aber mehr nach dem Haben trachtet, sich müht, sorgt und ängstigt – fest am Boden der Realität klebt – wird kaum Möglichkeiten haben „Glück“ zu empfinden. Manchmal, wenn die Umstände besonders mühevoll, sorgenvoll und freudlos verlaufen, und dieser Mensch zudem noch materiellen Verlust erlebt, wird es sogar für ihn die „Hölle auf Erden“.

 

Das richtige Bewusstsein – das Wissen darüber, wer-wir-sind und das rechte Verhältnis im Umgang mit allen Dingen – bestimmt unser Leben. Wenn wir verstehen, das in allen Erwählungen unseres Sein, Tun und Haben, das Bewusstsein „Sein“ vor dem Bewusstsein „Haben“ stehen sollte, werden wir den wahren Reichtum fühlen und erleben.

 

Das Bewusstsein des „Sein“, bestätigt dem Universum, dass es so ist und schon vorhanden ist. Das Bewusstsein des „Haben“ wollen, bestätigt dem Universum den Mangel über etwas nicht Vorhandenen. Wenn wir also denken, dass wir etwas noch haben wollten, bestätigen wir damit, dass es nicht vorhanden ist – man könnte auch sagen, wir sprechen von etwas Zukünftigen. Aber in Wahrheit gibt es keine Zukunft – was wir aus höherer Ebene betrachtet, erkennen werden. Denn Zeit ist eine Illusion und alles, was ist, ist jetzt und schon vorhanden. Das ist das wahre Leben im Jetzt – das Leben im Sein.