Joschua's Leserbrief 21:


Leben der Selbstinszenierung - Leben ohne Essenz


 

Mit diesem Leserbrief möchte ich einmal mehr auf unser Leben in der zurzeit gelebten Variante zu sprechen kommen. Bei genauer Betrachtung werden wir feststellen, dass wir in einer Zeit der Essenzlosigkeit und Selbstinszenierung leben. Wie das zu verstehen ist, erfahrt ihr in diesem Leserbrief.

 

Es hat auf dieser Erde - ebenso in dem Leben der einzelnen Menschen - verschiedene Perioden von unterschiedlichen Lebensvarianten und deren Umsetzung ins gelebte Leben gegeben. Somit kann man feststellen, dass unser Leben in verschiedenen Lebensvarianten gelebt werden kann und gelebt wurde - es also nicht nur eine, sondern unzählige Realitäten des Lebens gibt.

 

Eines hatten alle bisherigen Lebensvarianten gemeinsam: Es waren Lebensvarianten ohne eine wahre Essenz - ohne erkennbare inwendig bereichernde Entwicklung für die Menschen. Außer großartigen Entwicklungen im materiellen Leben ist die wertvollere Seite des Lebens immer auf der Strecke geblieben - und das deshalb, weil den meisten Menschen diese Seite nicht bekannt war und daher auch nicht den nachfolgenden Generationen als wahres Lebensbewusstsein weiter vermittelt wurde.

 

Ich finde das wir nun in einer Zeit - einer Realität - leben, wo wir den Gipfel dieser Essenzlosigkeit erreicht haben. Man hat das Gefühl, dass die Entwicklung des Menschen nicht mehr fortschreitet - wie dies vielleicht noch in der Vergangenheit leicht bemerkbar war -, sondern stehen bleibt ... oder sich sogar vereinzelt zurückentwickelt. Da es also kaum noch globale materielle Entwicklung und ebenso persönliche Entwicklung des Menschen gibt, leben wir außer der Essenzlosigkeit noch in einer Zeit der Selbstinszenierung - ja! - der Selbstinszenierung eines jeden einzelnen Menschen. Diese Entwicklung kann man am besten in den Medien und den Unterhaltungsprogrammen des Fernsehens feststellen. Solltet ihr das (noch) nicht so empfinden - dann schaut doch bitte einmal genauer hin. Nicht das ich mit diesem Leserbrief eine Aussage machen möchte, dass etwas daran falsch wäre – nein! - denn richtig oder falsch gibt es nicht wirklich, wie ihr schon aus anderen Schreiben oder Büchern von mir erfahren habt. Aber wollen wir wirklich weiterhin diese derzeitige Realität akzeptieren ...

 

Im Bezug zur Essenzlosigkeit möchte ich einmal folgende Fragen stellen: Warum Essen wir? Essen wir nur um des oberflächlichen Geschmackes wegen, oder essen wir um unseren Körper wertvolle und lebenswichtige Nährstoffe (= Essenzen) zuzufügen?

 

Diese Fragen kann man auf alle Bereiche des Lebens erweitern: Warum haben wir einen Lebensgefährten? Warum haben wir Kinder? Warum haben wir einen Hund oder eine Katze? Warum gehen wir zur Schule oder zur Arbeit? Warum kleiden wir uns? Warum Essen wir? Warum fahren wir in den Urlaub? Warum besitzen wir ein Auto? Warum besitzen wir ein großes und teures Haus? Warum besitzen wir nur all die vielen materiellen Dinge? Warum treiben wir Sport? Warum unterhalten wir uns mit unseren Mitmenschen? Warum lesen wir ein Buch? Warum schauen wir Fernsehen? Warum haben wir Sex mit unserem Partner (machen wir Liebe)? Warum? ...

 

Die Antwort darauf wäre idealerweise: weil es unseren Körper und Geist bereichert! Selbstverständlich aber auch: weil wir all die Dinge lieben, mit all unseren Sinnen genießen und uns daran erfreuen!

 

Mit diesem höheren Bewusstsein würde jeder einzelne Mensch vor einer Handlung und dem Trachten nach Sein, Tun und Haben fragen: Was bringen mir diese Dinge? Fügen sie meinen Körper und Geist wertvolle Nährstoffe und Informationen zu? Kann und werde ich diese Dinge wahrhaft lieben und werden sie mich erfreuen? Machen diese Dinge mich wahrhaft glücklich und zufrieden? Wird mein Leben durch diese Dinge friedlicher und harmonischer? Machen diese Dinge mich auch wirklich materiell reicher? Und die wichtigste Frage: Machen diese Dinge mich auch inwendig reicher?

 

Zusätzlich zu diesen Fragen würde jeder Mensch (insbesondere Autoritäten, Manager, Politiker und produzierende Menschen) mit einem höheren Bewusstsein sich vor einer Handlung und dem Trachten nach Sein, Tun und Haben sich zudem fragen: Was bringen diese Dinge meinen Mitmenschen? Fügen sie deren Körper und Geist wertvolle Nährstoffe und Informationen zu? Können und werden diese Dinge meine Mitmenschen wahrhaft lieben und können sie sich daran erfreuen? Machen diese Dinge meine Mitmenschen glücklich und zufrieden? Wird das Leben meiner Mitmenschen durch diese Dinge friedlicher und harmonischer? Machen diese Dinge meine Mitmenschen auch wirklich materiell reicher? Und die wichtigste Frage: Machen diese Dinge meine Mitmenschen auch inwendig reicher?

 

Wenn diese Fragen vor einigen tausend Jahren gestellt worden wären, dann wären die Antworten wohl ähnlich ausgefallen, wie sie heute ausfallen: Die meisten Menschen, soweit ich dies beurteilen kann, leben auf der Stufe eines niedrigen Bewusstseins und haben zu all diesen Dingen nicht den wahren Bezug - sie leben nicht wirklich bewusst. Sie tun die Dinge des Sein, Tun und Haben mit einem anerzogenen, angepassten, oberflächlichen und lieblosen Bewusstsein - es fehlt ihnen der eigene Anspruch mit einem entsprechenden höheren Bewusstsein.

 

Auch wenn dieses Bewusstsein der Essenslosigkeit schon über Jahrtausende zu dem Leben der Menschen gehörte – sie danach gelebt haben – so ist nun in dieser derzeitigen Realität noch etwas hinzugekommen, das den Zustand des menschlichen Lebens einen weiteren Schritt im Bewusstsein abwärtsführt: Die Menschen sind zu Selbstinszenierer geworden. Das bedeutet, dass es denn Menschen nicht mehr um die obigen Fragen und erst recht nicht mehr um deren Beantwortung geht - nein! - es geht ihnen nur noch um essenzlose Selbstinszenierung. Statt das wir eine lebendige, wertvolle und nährstoffhaltige Nahrung vorgesetzt bekommen oder zu uns nehmen, wird uns geschmackvolle aber tote und nährstofflose Nahrung gereicht oder von uns selbst zubereitet.

 

Ist das wirklich, was wir wollen? Sind wir wirklich mit geschmackvoller aber toter und nährstoffloser Nahrung (= Pappe) zufrieden? Ist das Ausdruck unseres Bewusstseins vom Leben? Wenn ja, dann ist das nicht das wahre göttliche Leben, welches wir leben könnten – dann leben wir noch nicht wirklich und kennen noch nicht die wahre Bedeutung des Lebens.

 

Aber was bedeutet Leben? ... Hierzu ein Satz von Rainer Marie Rilke: „Wenn jemand stirbt, nicht das allein ist Tod. Tod ist, wenn jemand lebt und weiß es nicht!“- Frage: „Wann wissen wir, dass wir leben und nicht schon während unseres Lebens „Tod“ sind?“ - Antwort: „Wenn wir wissen, wer wir sind - wenn wir wissen, dass wir alle eins sind - wenn wir wissen, dass wir alles sein, tun und haben können - wenn wir wissen, dass es für uns keinen Mangel gibt - wenn wir wissen, dass es für uns keine Sorgen, Verpflichtungen und Einschränkungen gibt - wenn wir wissen, dass es für uns keinen Tod und somit kein Ende gibt - wenn wir nichts brauchen, aber alles genießen - wenn wir uns und das Leben lieben - wenn wir bewusst leben im „Jetzt“

 

Bewusst Leben bedeutet, das wir bei all unseren Erwählungen nicht nur auf unseren Körper (der Körper findet bei Menschen die stärkste Bedeutung) und Geist achten - sondern insbesondere unsere Seele mit einbeziehen. Wobei die ideale Reihenfolge wäre: zuerst die Seele dann den Geist und zuletzt den Körper. Also weniger materielles Leben und mehr Leben im Sein. Denn wie schon die Zeit eine Illusion ist, so ist auch unser materielles Leben eine Illusion - wenn auch manchmal eine zauberhafte Illusion. Und eine Illusion ist vergleichbar mit einer Zaubershow. Ja - genauer betrachtet, kann man unser Leben tatsächlich mit einer Zaubershow vergleichen. Stellen wir uns einmal eine Zaubershow vor und fragen uns: Welche Essenz könnte es in einer Zaubershow für uns geben? Würden wir uns mit scharfsinnigem Bewusstsein diese Zaubershow anschauen, darüber nachdenken und sie konsequent im Geiste reflektieren, würde sie uns leer, hohl und ohne Essenz erscheinen.

 

Wobei grundsätzlich einem Besuch einer wissentlicher Zaubershow nichts entgegenzusetzen gäbe – da uns vor der Show gesagt wurde und uns bewusst ist, dass es sich um eine Zaubershow handelt. Es geht also mehr um die Dinge, wo uns das nicht vorher gesagt wurde - oder wo wir bereit sind, uns selbst etwas vorzugaukeln. Wenn wir also im Bewusstsein unserer Erwählungen im Sein, Tun und Haben etwas anderes bekommen als uns gesagt wurde oder selbst etwas anderes gegeben haben – dann entspricht eben dies nicht der Wirklichkeit und ist das eine Illusion. Besonders prägend für diese Zeit ist, dass dies tagtäglich mit uns Menschen geschieht und wir ohne weiteren Anspruch diesen Umstand hinnehmen – so, als wäre das eben normal für diese Realität.

 

Es wäre in unserem Leben dienlich, wenn wir immer im Bezug zu allen Dingen und Erwählungen unseres Sein, Tun und Haben nach der Essenz fragen. Wollen wir uns weiterhin wie in einer Zaubershow etwas vorgaukeln lassen, oder sind wir an Wahrheiten, Weisheiten und Erkenntnissen interessiert? Wenn ja, dann werden wir uns ab jetzt nicht weiter vom Leben etwas vorgaukeln lassen, sondern wenden uns einer „spirituellen Lehre des Lebens“ zu, deren Kern uns Wahrheiten, Weisheiten und Erkenntnisse über das wahre Leben als Weisheit vermittelt. Ich habe mich im Bezug zu diesem Thema bemüht, in Verbindung mit dem Buddhismus, diese spirituellen Wahrheiten, Weisheiten und Erkenntnisse zusammenzubringen und habe darüber in meinem Leserbereich „Livepost“ ein Kapitel mit dem Titel „Die wahre spirituelle Lehre“ geschrieben.

 

Die wahre spirituelle Lehre“ lässt sich in der Erkenntnis von Vergänglichkeit, Unbeständigkeit, Unzulänglichkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Selbst zusammenfassen und verfolgt das Ziel, uns Menschen die wahre Natur der Dinge darzustellen. Es gibt viele Methoden, um Einsicht in diese drei Daseinsmerkmale zu erlangen, aber es gibt nur eine bemerkenswerte Tatsache, die enthüllt wird, sobald wir diese Einsicht vollständig erlangt haben, nämlich, dass es nichts gibt, das es wert wäre, ergriffen und festgehalten zu werden. Mit dieser Einsicht werden wir erkennen, dass es auch nichts gibt, dass wir bekommen wollen, haben wollen oder sein wollen. Kurz: Genießen wir alles, was sich ergibt - aber brauchen es nicht!

Erst wenn wir erkannt haben, dass etwas zu haben oder zu sein eine Illusion, eine Täuschung und eine Luftspiegelung ist - also nicht wert ist, daran festzuhalten -, haben wir die wahre Einsicht in Unbeständigkeit, Unzulänglichkeit und Nicht-Selbst erlangt. Wir können diese Tatsache von morgens bis abends tausendfach vor uns hinsagen und werden dennoch die wahre Natur der drei Merkmale nicht verstehen. Solange wir nicht von den Dingen enttäuscht werden, solange wir das Verlangen etwas zu haben oder zu sein nicht verloren haben, haben wir die Einsicht noch nicht erlangt.

 

Intuitive Einsicht, was als „Spiritualität fühlen und sehen“ bezeichnet werden kann, ist auf keinen Fall das Gleiche wie rationales Denken. Wir werden die wahre Einsicht niemals durch rationales Denken erlangen können, sondern nur durch Intuitive innere Erkenntnis. Sehen wir uns dazu beispielsweise eine Situation an, in welcher wir uns gedankenlos verstrickt haben, was uns später viel Leiden bereitet. Wenn wir bei genauer Betrachtung des Vorgangs der ganzen Sache überdrüssig werden, unsere diesbezüglichen Illusionen verschwinden und das Ding für uns seinen Reiz verliert, dann haben wir in Bezug darauf klare Einsicht erlangt. Diese Art klarer Einsicht kann sich im Laufe der Zeit entwickeln, bis sie vollkommen wird und die Macht hat, uns von allen Dingen zu befreien, die ohne Essenz für unser Leben sind.

 

Mit diesem Bewusstsein werden wir den Anspruch an unsere erwählten Dinge im Bezug des Sein, Tun und Haben stellen, dass wir dadurch auch eine wertvolle Essenz für unser Leben erhalten, die Seele, Geist und Körper bereichern und erfreuen – und werden dann auch das Leben wahrhaftig genießen und lieben.