Joschua's Leserbrief 20:


Akzeptieren wir das Leben unserer Mitmenschen


 

Dieser Leserbrief ist ein Folgebrief zum Thema „Erlauben wir jeder Seele ihren Weg“. Ich habe eine Ergänzung dazu vorgenommen, weil ich damit ein sehr bedeutsames Thema im Bezug zu zwischenmenschlichen Beziehungen ansprechen möchte. Immer wieder stelle ich fest, dass Menschen das Bedürfnis haben anderen Menschen mit gut gemeinten Ratschlägen zu helfen. Nicht das etwas falsch daran wäre, anderen Menschen im Bewusstsein des Einsseins zu helfen - nein, das wäre völlig in Ordnung und sollten wir auch weiterhin so handhaben. Aber überprüfen wir bitte vorher unsere Gedanken, aus welchen Bedürfnissen unsere Hilfeleistung unseren Mitmenschen angeboten wird.

 

Wenn es reine Gedanken des Mitgefühls und dem Bedürfnis der Hilfeleistungen sind - und diese Gedanken möglichst durch Worte oder Empfindungen von unserem Mitmenschen ausgelöst wurden - dann mag auf diese Gedanken auch eine Handlung folgen. Wobei noch hinzu zufügen wäre, dass an dieser Handlung der Hilfeleistung - was nur Worte sein könnten - keine Gegenleistung gestellt werden dürfte. Damit ist gemeint: das Bedürfnis, das unser Mitmensch, dem wir unsere Hilfeleistung angeboten habe, auch diese Variante unserer Hilfeleistung umsetzen sollte. Was bedeuten würde, dass wir uns sicher wären, dass im Bezug zu unseren Mitmenschen die Umsetzung genau so erfolgen müsste. Wenn unsere Gedanken der Hilfeleistung mit einem solchen Bedürfnis gekoppelt sind, möchte ich dazu die Frage stellen: Was glauben wir im Bezug zu unseren Mitmenschen zu sein? Glauben wir, dass es unsere Aufgabe ist, in das Leben unserer Mitmenschen einzugreifen? Glauben wir zu wissen, was „das Beste“ für unseren Mitmenschen ist?

 

Es gibt einen Satz, den ich schon einmal als Thema zu einem Leserbrief verwendet habe, der genau das besagt, was ich mit diesem Leserbrief ansprechen möchte und ist daher auch meine Antwort zu vorherigen Fragen: „Erlauben wir jeder Seele ihren Weg!“

 

Da wir nicht wissen, was unser Mitmensch (seine Seele) mit seinem erwählten Leben bezweckt und welche Erfahrungen er durch dieses erwählte Leben erleben möchte, sollten wir auch lernen dieses Leben unserer Mitmenschen zu akzeptieren – auch wenn wir im Bezug dazu anderer Meinung sein mögen. Lieben und akzeptieren wir unsere Mitmenschen so, wie sie sind, so wie sie handeln und so wie sie denken - es ist deren erwähltes Sein des Lebens. Akzeptieren wir auch jedes Lebewesen und jede Lebensform so, wie „es“ oder „sie“ ist. Erkennen wir in dem Bestehenden und Vorhandenen „die Einzigartigkeit“ und trachten nicht danach, es verändern zu müssen oder zu wollen – was dem Bedürfnis einer gewollten Hilfeleistung mit erfolgender Umsetzung entsprechen würde.

 

Betrachten wir niemals das Leben unserer Mitmenschen als „falsch“. Es gibt kein wirkliches „richtig“ und „falsch“, sondern nur eine Bewusstheit zu unserem eigenen Leben, die Dinge in ein gewisses Maß oder Verhältnis als richtig oder falsch zu betrachten. Dieses Recht - oder Bewusstsein - steht auch jedem anderen Mitmenschen, jedem Lebewesen und jeder Lebensform zu, da nur über den Weg des erwählten eigenen Lebens, eigene Erfahrungen gemacht werden können. Wenn wir wissen, dass wir alle eins sind, fällt es uns auch nicht schwer, das andere Leben - in seinem „Sein, Tun und Haben“ - so zu akzeptieren, wie es ist.

 

Um im Bezug dazu die richtige Sehensweise zu erlangen, sollten wir uns einmal die Frage stellen, wie Gott - wie das Göttliche, wie alles-was-ist - das Leben eines einzelnen Menschen betrachtet und beurteilt? Glauben wir immer noch, das es für Gott Lebensvarianten oder Handlungen geben könnte, die „falsch“ und evtl. sogar zu bestrafen wären? ... Nein! - Gott verabscheut nichts. Nichts ist ihm widerwärtig. Alles ist Leben, und Leben ist ein göttliches Geschenk. Gott ist alles und Gott ist das Leben. Gott ist der Stoff, aus dem das Leben ist – und existiert in jeder Seele, denn alle Seelen sind zusammen Gott. Jeder seiner Aspekte hat einen göttlichen Sinn. Nichts – nichts – existiert ohne einen von Gott und somit von unserer Seele verstandenen und gebilligten Grund. Erlauben wir daher jeder Seele ihren Weg, denn es ist ein göttlicher Weg! - auch wenn wir ihn mit unserem derzeitigen Bewusstsein nicht verstehen.

 

Vielleicht fragen wir uns nun, wie kann das sein und wie können wir dazu das rechte Verständnis aufbringen? Was ist zum Beispiel mit dem „Bösen“, das von uns Menschen geschaffen wurde? Wir können kein Ding - keinen Gedanken, keinen Gegenstand, kein Ereignis, keine Erfahrung jedweder Art - außerhalb des göttlichen Planes, das auch dem Plan unserer Seele entspricht, erschaffen. Somit gibt es auch kein „böse“. Denn Gottes Plan für unsere Seele und für uns sieht vor, dass wir alles - ein jegliches - erschaffen können, was wir wollen. In dieser Freiheit liegt die Erfahrung Gottes, Gott zu sein und das ist die Erfahrung, für die Gott unsere Seele in Verbindung unseres Leben und das Leben selbst geschaffen hat.

 

Das Böse ist das, was wir das Böse nennen. Aber selbst das liebt Gott, denn nur durch das, was wir als das Böse definieren, können wir das Gute erkennen - nur durch das, was wir das Werk des Teufels nennen, können wir das Werk Gottes erkennen und tun. Gott liebt das Heiße nicht mehr als das Kalte, das Hohe nicht mehr als das Niedrige, das Linke nicht mehr als das Rechte. Es ist alles relativ: Im Bezug zu was ist etwas. Es ist alles Teil dessen, was ist. Das Ganze ist so schwierig für uns zu begreifen, weil wir im Glauben erzogen wurden, dass das Gute und das Schlechte tatsächlich existieren, dass richtig und falsch tatsächlich das Gegenteil voneinander ist und das manche Dinge nicht in Ordnung und im Angesicht Gottes nicht akzeptabel sind.

 

Tatsächlich aber ist im Angesicht Gottes alles „akzeptabel“, denn wie kann Gott nicht das akzeptieren, was ist? Ein Ding ablehnen heißt, seine eigene Existenz leugnen. Die Beurteilung, dass es nicht in Ordnung ist, besagt, dass es nicht Teil von Gott ist - und das ist unmöglich. Deshalb sollten auch wir nicht urteilen über das Sein, Tun und Haben eines anderen Menschen - einer anderen Seele -, denn auch ohne unser Verstehen ist es dennoch göttliches Sein, Tun und Haben. Wenn wir verstehen, wer wir sind, werden wir auch verstehen, wer unser Mitmensch ist und werden sein erwähltes Leben akzeptieren.