Joschua's Leserbrief 17:


Der gestörte Fluss - oder Blockierung des Fließens


 

Zu diesem Thema wurde ich durch einen Artikel in einer Wochenzeitung angeregt, den ich auch an dieser Stelle weitgehend zitiere.

 

Schon vor ca. 2.500 Jahren hatte der griechische Philosoph Heraklit festgestellt, dass alles in unserem Leben fließt. Diese Aussage trifft auch im Bezug zu der vom Menschen unbeeinflussten Natur und ebenso unbeeinflussten natürlichen Lebensform des Menschen zu. Nur, wo sind diese „Paradiese“ heute noch zu finden?

 

Überall in der Natur gibt es spontane Fließbewegungen, die die Grundlage lebendiger Prozesse und ihrer natürlichen Selbstregulierung bilden. Man kann dies als Betrachter insbesondere an den Fließbewegungen von Gewässern feststellen. Werden diese an ihren natürlichen Bedürfnissen nach Schlängelungen und Wirbelungen gehindert – zum Beispiel durch Begradigung -, so verlieren sie ihre natürliche Lebendigkeit, kippen um, lagern Geröll ab, treten über die Ufer und reißen die Böschungen nieder.

 

Ähnlich verhält es sich auch bei den Fließbewegungen der Lebensenergien bei uns Menschen und allen lebenden Organismen. Es handelt sich dabei um die gleiche Energie, die auch der Lehre der chinesischen Akupunktur zugrunde liegt – aber von einigen Wissenschaftlern geleugnet wird. Das Fließen dieser Energie, die sich aus sich selbst heraus bewegt und keines äußeren Drucks oder Antriebs bedarf, entspringt der inneren Energiequelle, mit der jedes neue Leben auf diese Welt kommt. So sucht diese Energie das Zusammenfließen im liebevollen Kontakt mit einer anderen Person (zum Beispiel zwischen Baby und Mutter und später zwischen Liebespartnern) - und diese Verschmelzung der Energieströme wird dann als Lust und Liebe empfunden.

 

In einer Kultur, die diesen natürlichen Regungen und Erregungen durch die herrschende Erziehung und Moral sehr frühe Schranken setzt oder sie in Kontaktlosigkeit und emotionaler Kälte leerlaufen lässt, werden diese natürlichen Fließbewegungen mehr oder weniger blockiert. Das Kind schützt sich vor den erträglichen Schmerzen und Frustrationen, indem es seine inneren Impulse zurückhält und die entsprechenden Konflikte verdrängt. Die Energie dieser Blockierung bezieht es durch Anzweigung aus der lebendigen Energiequelle - und die blockierte Energie verkehrt sich in das Gegenteil der natürlich fließenden Energie.

 

Eine Folge dieser chronisch werden Blockierung, die sich später als „Charakter- und Körperpanzer“ niederschlägt, besteht in der Aufstauung der noch fließenden Energie, die schließlich (im übertragenen Sinn) über die Ufer tritt und die Böschungen niederreißt - das heißt zu destruktiven Entladungen führt. Diese aufgestaute Energie kann sich entweder nach außen und / oder nach innen ihren Weg bahnen. Wenn sich diese „destruktiven Entladungen“ nach innen bahnen, führt dies zu Krankheiten und Selbstzerstörung und nach außen, führt dies zu Gewalt und sogar bis zu einem Amoklauf gegen die Mitmenschen. Gewalt und Amoklauf sind darauf zurückzuführen, dass bei diesen Menschen der Fluss der Liebesenergie gestört ist, der Menschen dazu befähigt, mit sich und ihrem Umfeld in Harmonie zu leben.

 

Ob Elternhaus, Geschwister, Freunde, Lehrer, Lebenspartner, Politiker und Unternehmer, alle sind wir in gewisser Weise für unsere Mitmenschen verantwortlich. Nur wenn sich jeder für den Anderen im Bewusstsein des „Einssein“ verantwortlich fühlt und diese Verantwortung auch aus der Liebe zueinander wahrnimmt, gehen wir Schritt für Schritt in eine liebevolle, friedliche und gewaltfreie Welt ... was ich uns allen von Herzen wünsche.