Joschua's Leserbrief 15:


Erlauben wir jeder Seele ihren Weg - ihr Sein, Tun und Haben


 

Ich habe diese Überschrift gewählt, weil ich des Öfteren feststelle, dass wir Menschen mit „guten Absichten“ nicht unbedingt unseren Mitmenschen etwas „gutes Tun“, denn unser Bewusstsein von „Gut“ - was im Bezug zu unserem Leben so sein mag - muss nicht das Bewusstsein von „Gut“ für unsere Mitmenschen sein.

 

Um das verstehen zu können, müssen wir zuvor verstehen, dass wir nicht auf diesem Planeten leben, um eine allgemeine Meinung von „Gut“ und „Nicht-Gut“ sowie von „Richtig“ und „Falsch“ anzunehmen und danach zu leben. Würden wir das tun - was bedauerliche Weise auch der größte Teil der Menschen tut - könnte nicht eine jede einzelne Seele ihre eigenen Erfahrungen machen. Wenn es also einen Grund und einen Sinn für unser irdisches Leben gibt, dann ist es der, dass wir herausfinden was wir in diesem Leben sein, tun und haben möchten, um im Bezug dazu unsere gewählten Erfahrungen zu machen. Diese ganz eigenen Erfahrungen können also nicht zwangsläufig gleichzeitig die gewünschten Erfahrungen unserer Mitmenschen sein - auch wenn diese ähnlich ausfallen mögen. Eine objektive Beurteilung des Lebens im Bezug zu „richtig“ oder „falsch“ kann also nur im Bezug zu unserem Leben getroffen und niemals im Bezug zu unseren Mitmenschen. Damit ist selbstverständlich auch die Beurteilung von „Benachteiligung“ und „Behinderung“ gemeint.

 

Es ist nun einmal eine Tatsache, dass eine große Anzahl von Menschen in das hineingeboren werden, was wir allgemein als „nachteilige Umstände“ bezeichnen. Aber ebenso ist es eine Tatsache bzw. die Wahrheit, dass aus einer sehr hohen Bewusstseinsebene betrachtet niemand „benachteiligt“ ist, denn jede Seele erwählt und erschafft sich selbst als Mensch genau die Ereignisse und Umstände, die sie braucht, um das zu erreichen, was sie erreichen will - also damit ihre gewünschten Erfahrungen macht. Wir erwählen uns unsere Eltern und das Land, in dem wir geboren wurden, sowie Umstände, die alle unseren „Wiedereintritt“ ins Leben begleiten.

 

Auf dieser Grundlage fahren wir im Laufe unseres Lebens fort, die Menschen, Ereignisse und Umstände auszuwählen und zu erschaffen, die uns die erwünschten, genau richtigen und perfekten Gelegenheiten verschaffen sollen, um uns so zu erkennen, wie wir wahrhaft sind. Mit anderen Worten: Niemand ist „benachteiligt“ in Anbetracht dessen, was die Seele zu erreichen wünscht. Es mag zum Beispiel die Seele den Wunsch haben, in einfachen und armen Verhältnissen zu leben, in einem behinderten Körper ein neues Leben zu beginnen oder in einer unterdrückten Beziehung oder Gesellschaft unter enormen persönlichen, politischen und ökonomischen Druck geboren zu werden, um damit Bedingungen herzustellen, die sie für das braucht, was sie erreichen und erfahren will.

 

Lernen wir also zu verstehen und zu akzeptieren, dass unser Mitmensch evtl. gerade diese von uns festgestellten „benachteiligten Verhältnisse“ genau die von ihm Gewünschten sind - und erlauben damit dieser Seele ihrer erwählten Weg. Dann werden wir uns auch bemühen, für unsere Mitmenschen „die wahre Nächstenliebe“ zu empfinden, die uns nicht veranlassen wird, sich unseren Mitmenschen gegenüber verpflichtet oder verantwortlich zu fühlen und uns nicht Sorgen um sie machen lässt. Mit diesem Bewusstsein, drücken wir unser Verständnis und unsere Akzeptanz aus, dass eine jede Seele ihr eigenes Schicksal – und damit eigene Erfahrungen - wählen darf, wählen muss und dies auch tut. Unsere Liebe zu unseren Mitmenschen drängt sich ihnen nicht auf, sondern achtet und akzeptiert sie. Wenn wir um Hilfe gebeten werden, fühlen wir uns nicht zur Hilfe verpflichtet, sondern tun es aus einem Gefühl der wunderbaren Gelegenheit heraus, die uns unsere Beziehung zu Mitmenschen bietet, zu entscheiden und zu sein, wer-wir-wirklich-sind. Unsere Liebe zu Mitmenschen lässt keine Handlungsweise zu, die absichtlich eine andere Person missbraucht oder zerstört. Ebenso unangemessen wird es sein, die Bedürfnisse derer, die wir dazu gebracht haben, von uns abhängig zu sein, zu vernachlässigen.

 

Wir werden im Bewusstsein dessen, das wir alle eins sind, selbstverständlich auf das Wohlergehen unserer Mitmenschen achten. Denn erst wenn es meinen Mitmenschen „wohl geht“, kann es auch uns wahrhaftig wohl ergehen. Um diesen Zustand zu erreichen und zu erhalten, werden unsere Liebe, unser Mitgefühl (nicht zu verwechseln mit Mitleid, was nicht das Gleiche ist und nicht angemessen wäre) und unsere Güte anderen Mitmenschen gegenüber uneingeschränkt, bedingungslos und grenzenlos sein. Es werden sich für uns in diesem Zusammenhang daher auch nicht die Fragen stellen: Warum und weshalb ist mein Mitmensch in diese Lebenssituation gekommen? Warum und weshalb hilft er sich nicht selbst? Wie viel Liebe, Mitgefühl und Güte sind meinem Mitmenschen gegenüber angemessen? Was bekommen wir dafür als Gegenleistung? So wie wir Liebe, Mitgefühl und Güte von unserem Schöpfer uneingeschränkt, bedingungslos und grenzenlos erhalten - und sie somit auch verdienen - verdient auch unser Mitmensch uneingeschränkte, bedingungslose und grenzenlose Liebe, Mitgefühl und Güte ... was sich in vielen „Handlungen“ und ebenso vielen „Nichthandlungen“ ausdrückt, so auch in der, dass wir jeder Seele ihren Weg erlauben.